Softex Lager vor den Toren von Thessaloniki
Bericht Khalil Kermani aus Köln vom Kulturverein Avicenna
Zur Zeit leben 1100 Menschen, überwiegend Syrer in Softex, einer alten Fabrikhalle , weit ausserhalb Thessalonikis. Es gibt Dixi-Klos und auch kalte Duschen , mageres Essen, aufgefrischt von pakistanisch-englischen NGO’s außerhalb des Lagers. Sie haben auch einen comfortablen Medizinbus, zur Zeit, außer uns, ohne Ärzte und mit wenig Medikamenten bestückt. Die Ärzte im Lager würden nach Aussagen der Patienten alles mit paracetamol behandeln und notwendige stationäre Behandlungen zwar rezeptieren, aber nicht veranlassen. So liegen denn auch viele bettlägerig, oft alleine, weil ihre Angehörigen umgekommen sind , in ihren Zelten. Es gibt Strom für Ventilatoren und Glühbirnen sowie manchmal einer Kochplatte, aber das zweipolige, oft nur lose verknotete Kabelnetz ist eine Katastrophe und äußerst lebensgefährlich. Wir wollen heute mit UNHCR darüber sprechen, befürchten aber, dass dann höchstens der Strom ganz abgestellt wird. Medizinisch haben wir sowohl im Medidocmobil als auch im Englisch-pakistanischem Bus , als auch in den Zelten gearbeitet. Vor 2 Tagen wäre ohne uns ein Syrer wahrscheinlich an seinem allergischen Schock gestorben. Bei vielen könnten wir nur die Symptome lindern, einige versuchen wir mit Hilfe unserer Freundin Eva zu verlegen. Heute fahren wir erst wieder nach Softex und dann in die Parks von Thessaloniki, wo sich überwiegend Afghanen verstecken, aus Angst in die Türkei deportiert zu werden.
Auf Wiedersehen Vagiochori
Hier in Vagiochori werden die in Mazedonien oder Serbien aufgefangenen Flüchtlinge abgeladen. Es empfängt sie ein Camp, in dem es nur ein mageres Essen und keine Hilfe von außen gibt, außer ein Mal die Woche für zwei Stunden einen Arzt. Unser schnell improvisiertes Essen aus einer Gaststätte wird begeistert angenommen und wir dürfen zwar nicht hinein aber gerne draußen medizinisch arbeiten. Und die angerufenen NGO’s aus Thessaloniki versprechen ab Morgen Essen zu bringen. Die Gesichter erzählen ihre eigenen Geschichten von Strapazen und Hoffnungslosigkeit. Und wieder gibt es Tote. Ein Palästinenser, den wir mit seiner bildhübschen Frau und zwei weinenden Krabbelkindern in unserem Bus mit nach Thessaloniki nehmen, erzählt, dass sein Freund in den Wäldern Mazedoniens von einem der Schmuggler erschossen wurde. Albanien und Rumänien seien noch viel gefährlicher. Da herrsche die Mafia.Das Mittelmeer ist nicht mehr der einzige, manchmal tödliche Schutzzaun Europas. Jetzt blüht das Geschäft mit dem Transport an Mafiosi und Polizei vorbei iilegal ins “Paradies.
Khalil Kermani aus Köln